Heute richtet Refill Deutschland seinen Blick nach Südostasien. Genauer gesagt nach Bali. Dieses Urlaubsparadies ist nicht nur bekannt als eines der schönsten Fleckchen Erde, sondern erreicht immer öfter traurige Bekanntheit durch die Mengen an Plastikmüll, mit dem die Insel zu kämpfen hat. Neben Refill Deutschland gibt es noch viele weitere Refill-Initiativen weltweit, die großartige Arbeit leisten im Kampf gegen die Plastikflut. RefillMyBottle ist eine davon, die wir euch im Rahmen dieses Blogartikels einmal genauer vorstellen wollen. Entstanden ist der folgende Text durch eine Interviewanfrage von Louisa, die Christine und Ditta – beides Projektmanagerinnen bei RefillMyBottle – ausführlich beantwortet haben. Darüber hinaus haben wir uns im November 2020 der internationalen #refillution von RefillMyBottle am Global Refill Day angeschlossen. Wir freuen uns, RefillMyBottles Geschichte teilen zu dürfen und hoffen, die eine oder der andere findet ein bisschen Inspiration.
wie alles begann
Bali hat drei Grundprobleme, wenn es um Trinkwasser, Plastikflaschen und deren Entsorgung geht: Erstens, Leitungswasser auf Bali ist nicht trinkbar. Zweitens, kommen monatlich über sechs Millionen Einweg-Plastikflaschen allein durch die Tourismusindustrie in Umlauf (ob und wie sich dieser monatliche Müllberg durch und während Corona verändert hat, wissen wir leider nicht, aber wir hoffen es sind weniger Plastikflaschen geworden). Drittens, landen durch das fehlende Abfallentsorgungssystem ausgesonderte Plastikflaschen entweder auf Mülldeponien, im Meer oder werden verbrannt, wobei giftige Dämpfe aufsteigen. Um all diese Problematiken am Schopf zu packen, stellte sich schon lange die Frage: Wie kann Zugang zu sauberem Trinkwasser für Einheimische und Touristen gleichermaßen sichergestellt werden, OHNE Wasser aus Plastikflaschen zu konsumieren? So kam BGreener – eine Gruppe nachhaltiger Unternehmen auf Bali – auf die Idee, besseren Zugang zu Trinkwasser ohne den Kauf einer Plastikflasche zu schaffen.
Der Preis trinkbareN Wassers
Christine und Ditta von RefillMyBottle erzählen mir, dass der Durchschnittspreis für 600 Milliliter Flaschenwasser circa 4.000 Indonesische Rupiah kosten, umgerechnet sind das 25 Cent. Im Vergleich zu Refill Deutschland, bei dem du als Refiller:in überall kostenlos Leitungswasser an Refill Stationen bekommst, ist es vor allem bei den privat betriebenen Refill Stationen der RefillMybottle Initiative nicht so einfach, kostenloses Wasser anzubieten. Denn – wenn wir uns an den Anfang erinnern -Leitungswasser ist in den meisten südostasiatischen Ländern nicht trinkbar. Das bedeutet, dass gefiltertes Wasser erst eingekauft werden muss. Da gerade kleinere Unternehmen so aktiv einen Beitrag gegen den Plastikmüll leisten können, aber auch Unterstützung bei der Finanzierung und Bereitstellung des Trinkwassers benötigen, können sie so eine kleine Mindestgebühr erheben.
Die “Wateriors” – wer steckt hinter refillmybottle?
Gegründet wurde RefillMyBottle von Alexandre Tsuk 2017. Meine Interviewpartnerinnen Christine und Ditta (zweites und drittes Bild oben) schmeißen als Projektmanagerinnen in Vollzeit den Alltag von RefillMyBottle. Dabei geht es um alle Arten von administrativen Aufgaben sowie die Entwicklung von neuen Strategien, die beiden pflegen und knüpfen Beziehungen zu Partnern und machen sie gleichzeitig über Social Media bekannt. Insgesamt besteht das Kernteam aus vier Personen, gelegentlich unterstützen Praktikant:innen das Team.
Ein wichtiger Bestandteil von RefillMyBottle sind lokale und internationale Partnerschaften und lokale Refill Ambassadors, die vor Ort die Region und die Menschen am besten kennen, um das Netzwerk weiterauszubauen. Darüber hinaus bringt ein Co-Branding-Flaschenprogramm zusätzliche Einnahmen, bei dem Unternehmen angeboten wird, Flaschen in großer Mengen zu einem ermäßigten Preis zu kaufen. Beispielsweise Hotels erhalten so eine ganz neue Chance des Marketings, wenn Gäste mit eigens designten Flaschen unterwegs sind und auf die Hotelmarke aufmerksam machen. Speziell das Co-Branding-Bottle Programm und die App sollen in den kommenden Jahren die Gesamteinnahmen steigern, da RefillMyBottle derzeit hauptsächlich von Gründer Alexandre Tsuk finanziert wird.
Status Quo
Stand 2020 zählte RefillMyBottle über 4.000 Refill Stationen weltweit, hauptsächlich in Südostasien. Wie bei Refill Deutschland sind es privat betriebene Stationen sowie öffentliche Trinkbrunnen. Seit Januar 2019 gibt es eine kostenlose RefillMyBottle-App, die im Android sowie Apple Playstore bereits über 40.000 Downloads zählt. Im Durschnitt kommen so circa 100 Refills pro Monat über die App zusammen. Als ich nach Herausforderungen und Problemen, aber auch schönen Momenten und Erfolge frage, schreiben mir die beiden:
“Wie wir unsere Arbeit und deren Auswirkungen messbar machen können, war schon immer eine Herausforderung. Aber mit der mobilen App können wir jetzt die Anzahl der nachgefüllten Flaschen in Echtzeit über die “Check-In”-Funktion ermitteln. Auch die Finanzierung war immer eine Herausforderung für uns. Wir würden die App gerne weiterentwickeln, aber unsere begrenzten Ressourcen schränken uns stark ein.
Wenn wir aber sehen, dass wir diese Initiative in Bali mit weniger als 100 Stationen begonnen haben und wir mittlerweile auf über 4.000 Stationen weltweit angewachsen sind, ist das herzerwärmend. Auch die Einführung unserer App war ein erfreulicher Moment, weil es den Menschen einen besseren Zugang zu den Refill Stationen ermöglicht. Wir freuen uns über jede Nachricht, in denen uns mitgeteilt wird, wie RefillMyBottle geholfen hat.”
– Christine & Ditta von RefillMyBottle
Der blick in die Zukunft
Als ich Ditta und Christine Mitte 2020 nach ihren zukünftigen Plänen und Projekten befrage, macht sich auch dort die aktuelle Corona Pandemie deutlich bemerkbar: “Ursprünglich haben wir uns für 2020 das Ziel gesetzt, 100 öffentliche Trinkbrunnen in Bali zu errichten, indem wir lokale Unternehmen einladen, sich daran zu beteiligen. Die jüngste Pandemie macht dies jedoch sehr schwierig, da viele Unternehmen hier schließen”, erzählen die beiden. Die traurige Stimmung ist für mich schon fast herauszulesen. Auch an ihrer App wollen sie weiterhin Fehler verbessern und ihr Refill-Netzwerk weiterausbauen.
eure vision für eine lebenswerte zukunft?
Das ist meine letzte Frage an die beiden. Ihre Antwort zeigt in eine konkrete Richtung, nämlich: “Wir wollen das Refillen zur neuen Norm machen, sodass es an jeder Straßenecke verfügbar ist.” Große Pläne, die sehr unterstützenswert sind.
Wenn ihr mehr über RefillMyBottle und ihren bisherigen und weiteren Weg erfahren wollt, dann schaut einmal auf ihrer Website vorbei, scrollt durch deren Blog oder werdet lokaler Refill Ambassador!
❤-lichsten Dank an Christine und Ditta von RefillMyBottle für all die Mails, die gegenseitig zugestandene Zeit und den gemeinsamen Spirit!
Beitrag von Louisa Bahl